Sophort: Wien in Polaroids

Wien in Polaroids

Unser Kooperationspartner Sophort hat mich auf eine Polaroid-Tour durch Wien eingeladen – hier mein Bericht von der Fototour.

Touristin für einen Tag

Um Punkt 9.30 Uhr stehe ich an den Stiegen der Karlskirche. Einer der Gründer von Sophort, Thomas, wartet schon auf mich sowie auf Andrea aus Deutschland und auf Susan aus Australien. In ausgezeichnetem Englisch erklärt er uns, wie so eine alte Polaroid-Kamera funktioniert und was uns auf der Tour erwarten wird. Ich bin die einzige, die noch nie mit einer Sofortbildkamera gearbeitet hat. Das ist aber halb so schlimm, weil Thomas mich immer wieder unterwegs darauf hinweisen wird, dass diese oder jene Einstellung bei dem Gerät jetzt besser wäre. Keines der Bilder soll verschwendet werden – dabei wird er den ganzen Vormittag eine große Hilfe sein. Und, kleiner Spoiler vorab: fast wäre es ihm auch gelungen…

Neue Blickwinkel

Thomas fotografiert schon seit längerem mit Polaroid und ist Wiener. Einen besseren Guide kann man sich also nicht wünschen: bei der zweiten Station, den U-Bahn-Pavillions von Otto Wagner, bekommen wir schon wertvolle Tipps, aus welchem Winkel sich die Karlskirche besonders gut in den Fenstern spiegeln lässt und bekommen auch erste Insider-Tipps bezüglich Museumsbesuchen und Ausgehmöglichkeiten. Die Atmosphäre ist locker und freundschaftlich; Thomas kompetent und freundlich. Nicht nur was die Sofortbildfotografie anbelangt hat er viel Wissen, sondern auch bei Fragen rund um touristische Probleme wie adäquate Verpflegung und Einkaufsmöglichkeiten.

Sophort-Polaroids vom Karlsplatz
Sophort-Polaroids vom Karlsplatz

Er betont, dass er kein Fremdenführer ist. Die historischen Details lässt er somit weg. Das ist auch völlig in Ordnung, weil ich mich nicht auf die Handhabung der Kamera mit Retro-Charme konzentrieren könnte, wenn er jetzt noch einen geschichtlichen Abriss liefern und über den Architekten, sein Liebesleben und lustige Anekdoten aus dessen Kindheit erzählen würde. Nein, im Ernst: ich habe nichts gegen Städtetouren mit guten Fremdenführern, aber wenn man auf einen Photowalk geht, dann will man Fotos machen. Und darauf haben wir uns auch in erster Linie konzentriert. Dank Thomas‘ aufmerksamen Blick und seine langjährige Erfahrung mit den Polaroidfotos war es auch leicht, als totale Anfängerin in dem Bereich recht coole Fotos zu machen – nur ein Mal war Thomas nicht schnell genug, mich zu warnen, dass das Foto in dem Licht nichts werden kann – der rosa Hase neben der Staatsoper wurde so zu einem dunkelgrauen Hasenschatten vor schwarzem Hintergrund. Lesson learned.

Für die beiden Touristinnen war der Photowalk zusätzlich eine gute Möglichkeit, sich von einem Einheimischen zeigen zu lassen, wo man das beste Schnitzel, die beste Sachertorte und die ausgefallensten Souvenirs bekommt. Mit seiner humorvollen und kommunikativen Art hat Thomas zudem über die gesamten zweieinhalb Stunden den Kommunikationsfluss in unserer kleinen Fotografen-Herde aufrechterhalten. Wir haben uns auch abseits des Fotografierens köstlich unterhalten und sind nach dem Photowalk sogar noch gemeinsam ins Kaffeehaus gegangen.

Die Idee hinter Sophort: mit (Un-)Geduld zum Ziel

Viele werden sich fragen, warum ein WU-Absolvent ausgerechnet Photowalks mit Sofortbildkameras anbietet. Ich habe mich – und ihn – das jedenfalls gefragt. Die Erklärung ist einfach: ein ungeduldiger Mensch will gleich ein Foto in der Hand haben. Und Thomas findet sich ziemlich ungeduldig. Er wollte immer schon die Fotos gleich in der Hand haben – so ist er zu den Polaroids gekommen und hat sich intensiv mit ihnen beschäftigt. Später bot er Workshops an mit abschließendem Fotowalk. Die Fotowalks haben sich schnell großer Beliebtheit erfreut – Thomas und sein Co-Gründer Gilbert verschoben daher den Fokus auf die Spaziergänge.

Dass einen ausgerechnet die Ungeduld zu den Sofortbildern verschlägt, ist dabei fast ein bisschen ironisch: nachdem der Auslöser gedrückt war, mussten wir eine halbe Stunde warten, bis das Foto vollständig entwickelt ist. Gut, dass die Fotos in einem Täschchen aufbewahrt werden unterwegs – sonst hätte ich vermutlich alle paar Sekunden geschaut, ob sie schon soweit sind. (Hallo, Ungeduld!)

Sophort-Polaroids von der Staatsoper
Polaroids von der Staatsoper

Sophort springt mit der Polaroid-Tour auf den Entschleunigungs-Zug auf. Mit Erfolg: die Firma breitet sich gerade von Wien weg über Europa aus. Standorte gibt es zur Zeit neben Wien auch in Salzburg, Graz, Rom und Warschau; demnächst sollen auch Touristen in Barcelona Polaroids aus dem Urlaub mitnehmen; weitere Franchise-Partner sind herzlich willkommen.

Fazit

Mir persönlich hat die Polaroidfotografie einen Riesenspaß gemacht. Durch den Preis von 2,50 Euro pro Foto überlegt man sich sehr genau, welches Foto man macht. Auf meiner Nikon (so sehr ich sie liebe), bin ich eher verleitet, das gleiche Foto wieder und wieder zu machen, nur um dann stundenlang zu sitzen und wieder alle auszusortieren. Dazu kommt, dass es von jedem Foto nur einen Abzug gibt – man kann die Bilder nicht sofort auf Facebook teilen und auf Instagram stellen. Entschleunigung für Fotografie-Begeisterte.

Fazit #1: Ich bin mit dem Polaroid-Virus infiziert! Mittlerweile bin ich auf der Suche nach einer eigenen Kamera – sobald sich eine gefunden hat, wird es dazu ein eigenes Posting geben. Originale Kameras aus den 80ern gibt es sehr günstig im Internet und auf Flohmärkten; und The Impossible Project hat sich Spezialisten geholt, um neue Filme zu produzieren. Acht Fotos kosten etwa 20 Euro – ein Schnäppchen ist das sicher nicht, aber für manche Anlässe oder auch für besonders coole Urlaubsfotos, die man sich direkt an den Kühlschrank heften kann, ist diese Art der Fotografie aus meiner Sicht absolut zu empfehlen.

Selfie mit Polaroidkamera
Selfie mit Polaroidkamera: ich, Touristin Andrea aus Lübeck und Thomas (von links) beim Fotowalk. Nicht am Bild (der Nachteil vom quadratischen Format: es ist halt nicht so viel Platz): Susan aus Australien.

Würde ich den Sophort Fotowalk wieder buchen? Vor dem Tourbeginn war ich etwas skeptisch. Fünf Dinge haben mir aber ganz besonders gefallen:

  1. Sie bemühen sich, dass auch komplette Foto-Neulinge coole Schnappschüsse mit nach Hause nehmen können.
  2. Für Touristen ist es eine tolle Art, sich nicht nur ein neues Hobby zu organisieren, sondern auch von Einheimischen Tipps für ihren Urlaub zu bekommen. Wo sonst findet man das – außer vielleicht auf Airbnb?
  3. Die Einleitung ist darauf ausgelegt, dass sowohl Neulinge als auch Polaroid-Profis noch etwas lernen können.
  4. Ich als Quasi-Einheimische habe auf der Tour Neues über Wien gelernt, das ich nicht wusste.
  5. Kundenservice schreibt Sophort ganz groß: Freundlichkeit, Kompetenz, Charme, Humor und noch ein paar extra Filme, die man unterwegs dazukaufen konnte, wenn man ein bisschen sehr enthusiastisch ans Fotografieren gegangen ist. Sie sind auf alle Eventualitäten vorbereitet. Buchen kann man übrigens ganz bequem online.

Nachteil: die Touren werden derzeit nur in der jeweiligen Landessprache und auf Englisch angeboten. Das könnte für manche Touristen ein Hindernis sein. Und man muss aufpassen: Polaroid-Fotografie kann süchtig machen – ich kann schon ein Lied davon singen…

Fazit #2: Ja, ich bin „sophort“ wieder dabei. Demnächst in Salzburg oder beim Polaroid-Kreativworkshop.

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Theodora

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